Kirche

Synoden-Sensation: Papst stellt Zölibat und Diakon-Weihe für Frauen zur Diskussion

Papst Franziskus veröffentlicht Pläne - künftig auch Diakoninnen zuzulassen.
Papst Franziskus veröffentlicht Pläne - künftig auch Diakoninnen zuzulassen.Imago / Ettore Ferrari
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Das Arbeitspapier des Vatikans zu dem mit Spannung erwarteten großen Bischofs-Treffen im Herbst hat es in sich. Mehr Mitbestimmung für Laien deutet sich an. Und die Synoden-Teilnehmer, darunter auch Laien, werden ganz offiziell dazu aufgefordert, über bisherige heiße Eisen zu diskutieren - im Zentrum der Weltkirche, unter den Augen des Papstes.

Die katholische Kirche will offener und attraktiver werden. Die im Oktober in Rom stattfindende Bischofssynode im Rahmen des mehrjährigen, von Papst Franziskus für die Kirche ausgerufenen weltweiten Prozesses für eine synodalere Kirche soll Themen aus der Lebensrealität vieler ihrer rund 1,4 Milliarden Mitglieder behandeln. Am Dienstag veröffentlichte der Vatikan das entsprechende Arbeitspapier, das sogenannte „Instrumentum laboris“. Es enthält keine konkreten Beschlussvorlagen, sondern benennt Fragen zur Orientierung der Debatte. Erstmals werden darüber geweihte, wie ungeweihte Gläubige mit gleichem Stimmrecht im Vatikan beraten. Bislang war die Mitbestimmung bei Weltbischofssynoden nur für Bischöfe und Ordensobere möglich.

Ein Novum ist auch die in den Leitfragen zur Synode angeregte Diskussion um einen möglichen Zugang zum Amt einer Diakonin, also zum untersten Weihegrad vor der Priester- und Bischofsweihe. Ferner soll über eine stärkere Beteiligung von Frauen in Leitungs- und Verantwortungspositionen gesprochen werden. Gleiches gilt für die Teilhabe von ungeweihten Kirchenmitgliedern und mögliche neue Ämter - auch auf lokaler Ebene.

Priesterweihe für Verheiratete?

Die bereits bestehenden Ämter könnten, das deuten die Fragen an, eine Überarbeitung erfahren; dazu gehören auch mögliche Ausnahmen für die Ehelosigkeit bei Priestern. Die Gründe: Zum einen äußerten viele Gläubige ihre Besorgnis über die Einsamkeit von Priestern, zum anderen gibt es Regionen mit nur sehr wenigen Amtsträgern. Eine Lösung könnte die Priesterweihe für verheiratete Männer sein, oder die Übernahme einer Gemeinde durch ungeweihte Katholiken. Auch darüber soll laut dem Arbeitspapier gesprochen werden. Schließlich soll die Ausbildung von angehenden Geistlichen verändert werden, um dem Klerikalismus Einhalt zu gebieten.

Statt Macht und Kontrolle soll bei Amtsträgern insgesamt eine Haltung des Dienens gefördert, eine Atmosphäre der Transparenz, Ermutigung, Inklusion und Zusammenarbeit geschaffen werden. Das gilt auch und insbesondere für Bischöfe. Für sie dürfte die vorgeschlagene Dezentralisierung der katholischen Kirche von besonderer Bedeutung sein - mehr Verantwortung in regionaler und nationaler Kirche vor Ort, weniger beim Papst. Der synodale Prozess soll das Verständnis von Autorität verändern - bis hin zu einer möglichen kirchenrechtlichen Anpassung für mehr Teilhabe.

Menschen in Vielehe willkommen

Die Offenheit für möglichst viele Kirchenmitglieder steht im „Instrumentum laboris“ im Mittelpunkt. Wiederverheiratete Geschiedene sollen ebenso willkommen sein wie queere Menschen sowie solche, die, etwa in Afrika, in Vielehe leben. Gleiches gilt für Gläubige, die sich aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder Behinderung weniger wichtig oder erwünscht fühlen. Mit einer erneuerten Sprache - in Liturgie, Predigt, Kunst und Kommunikation in allen Medien - soll die Kirche zugänglicher und attraktiver werden.

Das Thema Missbrauch durch kirchliche Amts- oder Funktionsträger behandelt das 71-seitige Dokument in verschiedenen Kapiteln. Dabei geht es um die Frage nach konkreten Schritten, um den Opfern und Überlebenden Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Neben sexuellem Missbrauch spielt explizit auch spiritueller, finanzieller, Macht- und Gewissensmissbrauch eine Rolle.

Weitere Themen sind unter anderen Armut, Klimawandel, Migration, Frieden und Versöhnung sowie die Teilhabe von jungen und älteren Menschen in der christlichen Gemeinschaft. Auch die Vertiefung des Dialogs mit anderen Christen und Religionen soll besprochen werden.

Im Oktober 2024 wird es ernst

Nach zwei Jahren mit lokalen und kontinentalen Beratungen folgen nun zwei Bischofssynoden auf weltkirchlicher Ebene in Rom. Die Versammlung im kommenden Oktober soll vor allem die vorgeschlagenen Themen vertiefen und für eine weitere Behandlung vorbereiten. Auch eine sinnvolle Methodik soll herausgearbeitet werden. Dazu kommen die Teilnehmenden in Gruppenarbeit und zu Diskussionen im Plenum zusammen.

Ziel sei die Ausarbeitung von „Wegen, auf denen wir gemeinsam weitergehen können“, wird im Arbeitspapier festgehalten. Bei der für Oktober 2024 terminierten zweiten Versammlung der Bischofssynode soll dann konkrete Vorschläge für den Papst erarbeitet werden, auf deren Grundlage er anschließend Beschlüsse fassen kann. Das macht er üblicherweise in einem sogenannten nachsynodalen Schreiben. (Kathpress)

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